Trotz anhaltender Herausforderungen: Vom Krisenmodus in den Zukunftsmodus schalten!
Blitzumfrage im niedersächsischen Handwerk 2023: Entlastungen zukunftsorientiert denken!

„Das letzte Jahr war für das niedersächsische Handwerk und vor allem für die energieintensiven Gewerke, wie Textilreiniger, Bäckereien und Fleischereien, nicht einfach“, so Mike Schneider, Präsident des Niedersächsischen Handwerktages (NHT). Es ist also kein Zufall, dass die traditionelle Aschermittwochspressekonferenz des niedersächsischen Handwerks am 22. Februar 2023 im Bäckeramtshaus in Hannover stattfindet.

„Mittlerweile sind Lieferschwierigkeiten, Material- und Rohstoffengpässe und allen voran die Ausgabensteigerungen für Energie Teil des betrieblichen Alltags geworden. Vor diesem Hintergrund haben wir die diesjährige Blitzumfrage zum Jahresauftakt durchgeführt“, erklärt Schneider. 800 Betriebe aus den verschiedensten Branchen des Handwerks haben sich daran beteiligt. Trotz der vielen Herausforderungen des vergangenen Jahres zeigen die Umfrageergebnisse: Die konjunkturelle Lage im Handwerk ist überraschend robust: Knapp 90 Prozent der befragten Betriebe bewerten ihre derzeitige konjunkturelle Lage zum Jahresstart 2023 als noch „gut“ oder zumindest „befriedigend“, nur etwas mehr als 10 Prozent sind „unzufrieden“.

„Damit ist die Lagebewertung im Handwerk insgesamt deutlich besser als erwartet“, sagt Schneider. „Das ist ein gutes Zeichen, aber Entwarnung kann noch nicht gegeben werden: Knapp 40 Prozent der Betriebe gehen von einer rückläufigen wirtschaftlichen Entwicklung im nächsten Halbjahr aus. Der Anteil der Betriebe mit einer pessimistischen Erwartungshaltung hat sich im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt.“

Das zeigt: Viele Betriebe laufen auch weiterhin auf Krisenmodus! „Die Energiekrise liegt noch lange nicht hinter uns. Es ist abzusehen, dass die Ausgaben für Energie viele Betriebe auch künftig beeinträchtigen“, so Schneider. „66 Prozent der Umfrageteilnehmer sehen in den Ausgaben für ihre betrieblichen Energiekosten weiterhin eine starke Belastung.“ Trotz der Energiepreisbremsen sind die Ausgaben für Energie für viele Betriebe um ein Vielfaches höher als noch vor einem Jahr.

„Es war daher richtig und wichtig, dass die Landesregierung durch die Wirtschaftshilfe KMU weitere Unterstützungsangebote speziell für kleine und mittlere Betriebe und somit auch für das Handwerk geschaffen hat“, so Schneider. Eine Antragstellung für die KMU-Hilfen ist ab morgen, den 23. Februar 2023 möglich. „Das ist gut, damit liegt Niedersachsen im Bundesländervergleich sehr weit vorne!“

Trotzdem zeigt die Umfrage auch ganz klar auf: Die Politik muss neben der Energiekrise auch die betrieblichen Rahmenbedingungen wieder als Ganzes in den Blick nehmen!

Zum einen ist da die Bürokratie. „Diese ist ein echter Dauerbrenner!“, kritisiert Schneider. „In der Umfrage haben 70 Prozent der Handwerksbetriebe Bürokratie als die maßgebliche betriebliche Herausforderung für das Jahr 2023 eingestuft! Kleinst- und Kleinbetriebe im Handwerk ersticken in Vorgaben. Sie machen die Betriebsführung schwer und belasten sie überproportional. Wir brauchen eine Taskforce Bürokratieabbau!“

Auch die Gewinnung von Fachkräften beschäftigt die Betriebe: 64 Prozent der Befragten meldeten, dass die Suche nach qualifizierten Fachkräften eine weitere große betriebliche Belastung darstellt. Mehr als die Hälfte der Betriebe sagen, dass ihre wirtschaftliche Entwicklung durch zu wenig Fachkräfte ausgebremst wird. In drei Viertel der Betriebe müssen sich die Handwerkskunden schon jetzt auf längere Wartezeiten einstellen.

Dabei sind Fachkräfte speziell auch in den klimarelevanten Berufsgruppen von großer Bedeutung. „Ohne Hände keine Wende!“, erklärt Schneider. „So simpel ist das: Ohne Fachkräfte – nicht nur längere Wartezeiten, sondern auch keine Umsetzung der Energie-, Klima- und Verkehrswende!

Die Politik muss nun also vom Krisenmodus in den Zukunftsmodus schalten!“, so Schneider. Vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen und wachsenden Anforderungen an die Betriebe fordert er daher von der Politik:

 

1)    die Clearingstelle Bürokratie zu stärken und weiterzuentwickeln. Neben der Taskforce Energiewende braucht es eine übergreifende Taskforce Bürokratievermeidung, damit die Betriebe wieder mehr Spielraum für die eigentliche Arbeit haben.

2)    dem Fachkräfteengpass zu begegnen durch die

  1. Einführung bzw. Weiterführung von Werkunterricht in Grundschulen,
  2. einer breiten Berufsorientierung in allen Schulformen und
  3. einer angemessenen finanziellen Ausstattung beruflicher Lernorte zu begegnen.

3)    eine Entlastungsoffensive zu schaffen. „Der Mittelstandsbauch in der Einkommensteuer muss abgebaut werden und die Sozialversicherungsbeiträge müssen auf unter 40 Prozent reduziert werden“, erklärt Schneider.

4)    die Schwarzarbeitsbekämpfung zu intensivieren und damit eine illegale Steuervermeidung und eine Schädigung der Sozialkassen zu verhindern.

5)    regionale Kreisläufe im Sinne der Nachhaltigkeit ernsthaft und nachhaltig zu stärken und dabei vor allem das Bau- sowie das Kfz-Gewerbe und die Bäckereien in der GRW-Förderung künftig zu berücksichtigen. Dazu erklärt Schneider: „Handwerkspotenziale auf dem Land müssen verstärkt erschlossen und als integrativer und grundlegender Teil der ländlichen Entwicklung verstanden werden.“

 

Hannover, 22. Februar 2023

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